Regionale Kompetenz

In der deutschen Unternehmerlandschaft spielen Cluster eine entscheidende Rolle.
Illustrationen Agata Sasiuk
Illustrationen: Agata Sasiuk
Carolin Wilms Redaktion

Dass unternehmerischer Erfolg keine Glückssache ist, sondern von harter Arbeit und günstigen Rahmenbedingungen abhängt, davon können diejenigen berichten, bei denen beides zusammenkam. Dabei sind die Standortvorteile, wie Rechtssicherheit, Verkehrs- und Energieinfrastruktur sowie (Aus-)Bildungssystem deutschlandweit gegeben, aber einige Regionen wachsen auf bestimmten Gebieten dynamischer als andere.


So ist im Bereich der Mikrosystemtechnik in Baden-Württemberg eins der größten Technologienetzwerke Europas entstanden. Die regionale Konzentration von Großunternehmen als auch KMUs und einer Großzahl von Universitäten und Forschungseinrichtungen hat die Entwicklung von Innovationen ermöglicht.


Die Vernetzung und Zusammenarbeit von regional und inhaltlich benachbarten Firmen und Institutionen ist oft Ergebnis von aktiver Ansiedlungs- und Innovationsförderung. Diese, englischsprachig bezeichneten, Cluster gehören mittlerweile zum Standard der regionalen Wirtschaftspolitik: Durch die gemeinsame Nutzung von Wissen und verbesserte Arbeitsteilung von der Grundlagenforschung bis hin zu den fertigen Produkten soll Innovation und damit Wettbewerbsvorteile entstehen. Wie die Automobilindustrie in Wolfsburg wird das gemeinsame Tätigkeitsfeld auch in der Außenwirkung als klares Profil einer Region wahrgenommen, das der Politik und Öffentlichkeit überregional und international bekannt ist.


Obwohl heute häufig die Rede vom „globalen Dorf“ ist, das sich im Zeitalter der Globalisierung mit neuen Informationstechnologien weltweit vernetzen kann, ist die Internationalität oft nur eine Voraussetzung für unternehmerischen Erfolg. „Häufig spielt da die Nähe eine große Rolle: Sie fördert eine enge Kommunikation mit Zulieferern oder Forschungsinstituten, die sonst nicht möglich wäre“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler und Cluster-Forscher Christian Ketels im Interview mit dem Bundesforschungsministerium. „Und wird damit zur Quelle von Wettbewerbsvorteilen, die der Konkurrent aus Amerika oder Fernost nicht kopieren kann.“


Dies lässt sich auch an dem Optikcluster in Jena erkennen, das mit den Firmen Zeiss und Jenoptik, Zulieferern und dem ortansässigen Fraunhofer-Institut für „Angewandte Optik und Feinmechanik“ eine erfolgreiche Symbiose eingegangen ist. Deutschland verfügt insgesamt über eine sehr ausdifferenzierte Clusterlandschaft, wie die Studie des Instituts für Innovation und Technik „Trendatlas – Entwicklungsdynamiken von Clusterinitiativen in Deutschland im Zeitverlauf“ aus dem Jahr 2019 zeigt. So hänge auch die wirtschaftliche Entwicklung vieler Regionen eng mit dem Vorhandensein von leistungsstarken Clusterinitiativen zusammen: Unternehmen, die sich aktiv und stetig engagierten, entwickelten sich dynamischer, seien innovativer und somit besser im Wettbewerb positioniert.


Lokale Kompetenzzentren sind indes nichts Neues: Schon vor Jahrhunderten waren etwa die Handwerker in den Tälern des Schwarzwaldes mit ihren Uhren aus dem vorhandenen Holz und der dortigen Arbeitsteilung weltweit erfolgreich. 

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