Kapital für Innovationen

Digitalisierungsprojekte kosten Geld. Und nicht alle Unternehmen können die nötigen Investitionen aus eigener Kraft stemmen.
Illustration: Rüdiger Geis
Illustration: Rüdiger Geis
Julia Thiem Redaktion

Morgen wird unser Land so nicht mehr funktionieren“ – das waren die deutlichen Worte von Angela Merkel auf dem diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos. Gemeint war die Digitalisierung Deutschlands, bei der wir eindeutig Nachholbedarf haben. Das wissen auch deutsche Unternehmen – und zwar auf breiter Front, wie nun der aktuelle „Finanzierungsmonitor“ des Mittelstandsfinanzierers Creditshelf in Zusammenarbeit mit der TU Darmstadt zeigt. Von den 200 befragten Finanzentscheidern planen 79 Prozent maßgebliche Investitionen in Digitalprojekte, noch einmal neun Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.

Allerdings offenbart der Finanzierungsmonitor auch, dass es für viele bei reinen Plänen bleiben könnte, denn sieben von zehn Unternehmen gehen davon aus, dass die Kreditvergabe der Banken restriktiver wird. Schon 2017 beklagte mehr als die Hälfte der Mittelständler den schwierigen Zugang zu Krediten und aus eigener Kraft können viele Unternehmen die nötigen Investitionen in neue Technologien nicht stemmen. „Wenn einem die Kreditgeber Steine in den Weg legen, verharren Unternehmen häufig endgültig im Bestehenden“, erklärt Dirk Schiereck, Leiter des Fachbereichs Unternehmensfinanzierung an der TU Darmstadt. Damit bestünde ein hohes Risiko, dass man den technologischen Anschluss an den weltweiten Wettbewerb dauerhaft verpasst.

Besser haben es da die vielen Start-ups, die sich erst über Seed-Capital, also über eine erste Finanzierungsrunde, die den Grundstein für das Unternehmen legen soll, und bei Erfolg anschließend über weitere Gelder von meist professionellen Venture-Capital-Gebern freuen dürfen. Aktuelles Beispiel ist das Softwarestartup Userlane, das in einer ersten, sogenannten Series-A-Finanzierungsrunde ganze vier Millionen Euro für Expansion und Produktentwicklung bekommen hat.

Gerade mit Blick auf neue Technologien sind es junge, innovative Start-ups, die neue Impulse setzen. Daher ist Venture Capital auch ein wichtiges Element im Finanzierungsmix für die Digitalisierung der Unternehmen hierzulande. Doch heißt das, dass die Unternehmen ohne vergabefreudige Banken den Anschluss verpassen? Nicht unbedingt. Natürlich ist der Bankkredit der Klassiker unter den Finanzierungs-instrumenten und daher auch wichtige Basis für jedes Unternehmen. Darüber hinaus gibt es aber auch noch zahlreiche andere Möglichkeiten, sich Finanzmittel für die dringend benötigten Investitionen in Digitalisierungsprojekte zu beschaffen. Die KfW fördert mit dem ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit beispielsweise ganz explizit Digitalisierungsprojekte von Unternehmen und Freiberuflern zu besonders günstigen Zinssätzen. Bis zu 25 Millionen Euro kann man von der Förderbank bekommen. Und auch Unternehmensanleihen könnten eine Alternative sein. Allerdings muss man hier besonders aufpassen. Gerade Mittelstandsanleihen haben vielen Anlegern in den vergangenen Jahren kein Glück gebracht haben, was eine Platzierung am Markt zu guten Konditionen schwieriger macht. Unter Umständen wird frisches Kapital dann also teuer.

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