Investition ins Klima

Die Unterstützer der Allianz für Entwicklung und Klima fördern Klimaschutzprojekte in Entwicklungs- und Schwellenländern und kompensieren so ihre unvermeidbaren CO2-Emissionen.
Dr. Olivia Henke, Vorständin, und  Peter Renner,  Vorstandsvorsitzen- der der Stiftung  Allianz für  Entwicklung  und Klima Bild: Frank Beer
Dr. Olivia Henke, Vorständin, und Peter Renner, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima Bild: Frank Beer
Allianz für Entwicklung und Klima Beitrag

Über das „green“ in der „Green Economy“ wird viel geschrieben. Es geht um erneuerbare Energien, den nachhaltigen Einsatz von Rohstoffen, Recycling und Kreislaufwirtschaft. Oberstes Ziel ist die Vermeidung von CO2-Emissionen. Ohne deren drastische Reduktion werden die Klimaziele nicht erreicht: Eine Emissionslücke von 14 Gigatonnen an CO2-Äqivalenten muss geschlossen werden, um die Erderwärmung bis 2100 wenigstens auf zwei Grad zu begrenzen. Das Bewusstsein in der Gesellschaft, auf einen sorgfältigen Umgang mit unseren Ressourcen zu achtet, wächst. Und tatsächlich machen es sich auch immer mehr Unternehmen weltweit zum Ziel, zu mehr Nachhaltigkeit auf unserem Planeten beizutragen.

 

G20-Länder in der Verantwortung

 

Klar ist aber auch: Ohne Produktion, ohne „Economy“ geht es nicht, wenn wir nicht in ein präindustrielles Zeitalter zurückfallen wollen. Neun Milliarden Menschen müssen ernährt und versorgt werden. Jegliches Wirtschaften aber kommt – bislang – nicht ohne Emissionen aus. Das gilt vor allem für die G20-Staaten, die für etwa 80 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich sind. Dabei leiden insbesondere die Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern am stärksten unter den Folgen des Klimawandels, obwohl sie am wenigsten dazu beigetragen haben. Deshalb stehen die Industrienationen heute mehr denn in der Pflicht, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen – auch, weil staatliche Mittel zur Bekämpfung des Klimawandels allein nicht ausreichen. Wie aber können wir weltweit einen guten Lebensstandard sichern, weniger entwickelte Länder unterstützen und zugleich den Klimakollaps verhindern?

 

Klima schützen, Entwicklung fördern

 

Eine Antwort auf diese Frage gibt die Allianz für Entwicklung und Klima. Sie wurde 2018 vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gegründet und im vergangenen Jahr in eine Stiftung überführt, um das Engagement ihrer Unterstützer langfristig zu sichern. Als Multi-Akteurs-Initiative bringt die Allianz nichtstaatliche Akteure auf der Suche nach passenden Kompensationsprojekten mit Projektentwicklern und Anbietern von Klimaschutzzertifikaten zusammen. Das Prinzip der Allianz ist einfach: Unternehmen, Vereine, Institutionen und Privatpersonen fördern Klimaschutzprojekte in Entwicklungs- und Schwellenländern. Die Projekte widmen sich beispielsweise dem Auf- und Ausbau erneuerbarer Energien, schützen die Wälder oder fördern energieeffiziente Technologien vor Ort. Für die eingesparten CO2-Emissionen erhalten die Unterstützer der Allianz qualitätsgeprüfte Klimaschutzzertifikate, mit denen sie etwa ihre in der Produktion nicht vermeidbaren CO2-Emissionen kompensieren und damit ihre Klimabilanz verbessern können. Gleichzeitig fördern die Projekte nachhaltige Zukunftsperspektiven im globalen Süden und dienen damit auch der Nachhaltigkeitsagenda der Vereinten Nationen.

 

Vermeiden, Verringern, Kompensieren

 

Zwischen 2017 und 2019 hat sich das Marktvolumen für Klimaschutzzertifikate von 6,6 Millionen Tonnen auf 20,2 Millionen Tonnen CO2 verdreifacht. Die Allianz hat daran einen großen Anteil, denn die Zahl ihrer Unterstützer wächst kontinuierlich, und damit auch deren Beitrag zur Klimaneutralität: 2019 wurden im Rahmen der Initiative bereits mehr als 2,5 Millionen Tonnen CO2 kompensiert, im vergangenen Jahr waren es sogar mehr als 3,6 Millionen Tonnen. Inzwischen finden sich schon über 900 Unterstützer unter ihrem Dach wieder, vom weltweit agierenden Unternehmen über den Bundesliga-Fußballverein bis hin zur Verwaltungsbehörde. Gerade für Unternehmen liegen die Vorteile auf der Hand: Sie ergänzen ihre Anstrengungen zurCO2-Reduktion und fördern gleichzeitig nachhaltige Entwicklung weltweit.

 

Bedeutet Emissionshandel nicht, dass sich reiche Länder »freikaufen«?

 

Dr. Olivia Henke: Diese Auffassung teile ich nicht. Es geht darum, Verantwortung für die Emissionen zu übernehmen, die im Norden vermehrt ausgestoßen werden. Der Ansatz ist zum einen: Emissionen zu vermeiden und zu reduzieren. Und die Emissionen, die heute noch nicht vermieden werden können, durch Klimaschutzprojekte auszugleichen. Zum anderen verbessern unsere Projekte die Lebenssituation der Menschen vor Ort und sorgen dort für mehr Nachhaltigkeit.

 

Peter Renner: Die Vereinbarungen der Agenda 2030 und des Pariser Klimaschutzabkommens haben einen klaren Auftrag: Wir müssen Emissionen reduzieren. Und wir werden diese Ziele nicht erreichen, wenn wir die Kompensation verdammen. Dafür muss aber sichergestellt werden, dass Kompensationen belegbar sind. Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass die Kompensationsprojekte engmaschig kontrolliert und zertifiziert werden. Durch diesen transparenten Weg ist das Argument des Ablasshandels konterkariert.

 

www.allianz-entwicklung-klima.de

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