Erneuerbare Energie aus CO₂-Senken, die Gigatonnen an Klimagasen reduzieren

carbonauten – die Minus-CO₂-Fabrik, hat ein System für die Industrie entwickelt, das CO₂-Emissionen und Kosten senkt. Ein Interview mit dem Gründer Torsten Becker.
Torsten Becker, Dreamer & Innovator carbonauten
Torsten Becker, Dreamer & Innovator carbonauten
carbonauten Beitrag

 

Sie sind „Träumer und Innovator“?

Titel sind mir nicht wichtig. Als Produktdesigner sehe ich die Welt holistisch, Technik fasziniert mich. Als Vater von 5 Kindern habe ich vor Jahren die Warnungen der Wissenschaft ernst genommen. Mein Traum war, bedeutend zum Klimaschutz beizutragen. Das bedurfte technischer und wirtschaftlicher Innovation. Den Kindern und Enkeln haben wir ordentlich ins Wohnzimmer geschissen, lüften reicht da nicht mehr. Als ich 2017 mit meinem heutigen Freund und Genius Christoph Hiemer gründete, entwickelten wir eine ganzheitliche Lösung, die ich als Abenteurer nach amerikanischem Vorbild ganz groß machen wollte.

Was machen die carbonauten?

Einfachheit ist unser Prinzip. Pflanzen sind die besten und zudem schönsten CO₂-Speichermaschinen. Wir nutzen Biomassereste und erzeugen daraus über unser eigenes Pyrolyseverfahren spezifische Biokohlenstoffe. Mit der Vorgängertechnologie hatte Christoph jahrelange Erfahrungen. Als attraktive Nebenprodukte entstehen 24/7 Erneuerbare Energie sowie Bioöle. Eine perfekte Kaskadennutzung von Reststoffen.

Wie wird CO₂gespeichert?

Aus 3 t Material entsteht 1 t Biokohlenstoff. Diese speichert bis zu 3,3 t CO₂-Äquivalent, denn sie ist über tausende von Jahren stabil und wird nicht abgebaut. Nur bei thermischer Nutzung entsteht klimaneutrales CO₂. Wir veredeln und kombinieren die Biokohlenstoffe mit verschiedenen Bindern zu „NET Materials“.

Was ist das besondere an „NET Materials“?

„Negative Emission Technology Materials“ sind Biokohlenstoffe vereint mit Kunststoffen, Proteinen, Silikaten, Mineralien und anderen Stoffen. Das erschafft Materialien, die leichter, beständiger und fester sind. Sie ersetzen erdölbasiertes Plastik, Baustoffe und Agrarchemie. Das reduziert riesige Mengen an Methan, Lachgas und CO₂.

Woher kommt die Erneuerbare Energie, in welcher Form und Größenordnung entsteht sie?

Die Erhitzung der Biomasse erzeugt ein Schwachgas, das wir für die Karbonisierung zwischen 400° C und 700° C nutzen. 90 % des Gases ist überschüssig. Damit können Öfen mit bis zu 1.250° C gestützt, Prozesswärme bis 850° C und Dampf erzeugt oder Wärmenetze gespeist werden. Alternativ wird das Gas motorisch verstromt. Die kleinste Anlage mit 3 Karbonisierungsmodulen erzeugt jährlich grundlastfähig rund 25 GWh thermisch oder 11 GWh elektrisch. Die Standorte sind modular erweiter- und rückbaubar. Ein Industriepartner plant, mit bis zu 20 Modulen die Kundenfabriken CO₂-neutral zu stellen.

Das hat sicher alles seinen Preis.

Eben nicht, denn in die Standorte investieren wir ab 3 Mio. und betreiben sie. Die NET Materials sind günstiger als konventionelle Pendants. Die Energie geben wir zu marktüblichen Preisen ab. Zudem entstehen an der kleinsten Anlage jährlich CO₂-Zertifikate für 15.000 t, die handelbar sind.

Und das Geschäftsmodell?

Große Mengen, hohe Qualität und niedrige Preise erreichen wir durch dutzende dezentrale Standorte weltweit. Wir planen den „minus CO₂ Fund“, der Zertifikate mit hohen Gewinnen handelt.

Das klingt zu schön, um wahr zu sein. Gibt es Beweise?

Der Prototyp funktioniert. Der industrielle Pilot geht Anfang 2022 in Betrieb. Die nächsten Standorte werden vorbereitet. Es existieren erfolgreiche Vorserien der NET Materials, die wir mit KMU und Konzernen realisieren.

www.carbonauten.de

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