Gedruckte Häuser

Der 3D-Druck von Häusern ist günstiger und umweltfreundlicher als der traditionelle Bau. Doch können die fabrizierten Häuser die ganze Stadt lebenswerter machen?
Illustration: Daniel Balzer
Illustration: Daniel Balzer
Laura Puttkamer

Schon seit 1995 spielen Forscher:innen mit der Idee, 3D-Druck auch für große Objekte wie für Häuser zu nutzen. In den letzten Jahren wurde dieser Traum in immer mehr Ländern zur Realität. Beispielsweise hat eine mexikanische Organisation in Tabasco bereits 50 erdbebensichere 3D-Häuser für Familien aus armen Verhältnissen gedruckt. Vor kurzem wurde das erste 3D-Haus in den Niederlanden fertig und auch im nordrhein-westfälischen Beckum entstehen Häuser aus dem Drucker. Aber ist der Seriendruck von Häusern sinnvoll?

Die Technologie ist bereits vorhanden. Ein Roboter-Arm nutzt eine Betonmischung, um das Haus in Schichten aufzubauen. Dafür werden für die Haustechnik, die Fenster und die Türen entsprechende Lücken gelassen. Der Druck selbst ist innerhalb von fünf Tagen für ein 95 Quadratmeter großes Haus möglich. Es handelt sich dabei um eine umweltfreundliche, günstige und weniger arbeitsintensive Alternative zum klassischen Hausbau.

Besonders groß sind die Hoffnungen, dass der 3D-Druck bezahlbaren Wohnraum und soziale Wohnungen vorantreiben kann. Die Familien in Mexikos 3D-Häusern verdienen nur drei US-Dollar am Tag und können sich das Wohnen in den neuen Häusern leisten. In China und in Russland gibt es ähnliche Experimente. Hierzulande herrscht allerdings noch Skepsis, was die Technologie und die Wohnqualität angeht.

Stadtplaner:innen und Architektinnen und Architekten unterstützen den 3D-Druck jedoch, da die günstigen 3D-Häuser idealerweise zu einem faireren Zugang zum Wohnungsmarkt führen könnten. Zudem erlaubt der 3D-Druck einen schnellen und effizienten Bau ohne hohe CO²-Emissionen. Zugleich weisen Expertinnen und Experten darauf hin, dass sich zahlreiche Probleme in unseren Städten nicht durch den 3D-Druck allein lösen lassen. Denn eine lebenswerte Stadt besteht nicht nur aus günstigen Häusern, sondern auch aus lebendigen, diversen und abwechslungsreichen Nachbarschaften.

In Barcelona gibt es seit 2011 die innovative Idee der „Fabrication City“. Inspiriert von den weltweit vorhandenen Fab Labs wird hier die Produktion von 3D-Häusern von den Anwohnerinnen und Anwohnern übernommen. Sie lernen dabei nicht nur, wie sie Häuser und andere Objekte drucken können, sondern auch, wie sie die Nachbarschaft daran beteiligen. So kommt es zu einer Ko-Kreation der fabrizierten Stadt, die nicht nur aus anonymen Häusern, sondern auch einer organisch gewachsenen, gemeinsam gestalteten Umgebung besteht.

Bevor Häuser in Deutschland in großem Umfang aus dem Drucker kommen, werden sicherlich noch einige Jahre vergehen. Doch wenn es so weit ist, können 3D-gedruckte, koproduzierte Nachbarschaften aus dem Fab Lab unsere Städte in vielerlei Hinsicht bereichern.

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