5G – war da was?

Zwei Jahre nach der Milliarden-Auktion verspricht die neue Mobilfunk-Technik viele revolutionäre Anwendungen. Dafür müssen die Netzbetreiber aber noch mehr Antennen errichten.
Illustration: Napal
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Axel Novak Redaktion

Grenzenlose Freiheit – zumindest technisch – rückt in greifbare Nähe: Selbstfahrende, voll vernetzte Autos, die Echtzeit-Kommunikation zwischen Mensch und Maschine oder das Streamen am Handy von hochauflösenden Filmen mitten im Pulk von Menschen. Die Verheißungen des 5G-Mobilfunkstandards sind atemberaubend. Mit hohen Datenraten von bis zu 10 Gigabyte und extrem niedrigen Reaktionszeiten ermöglicht der Standard der fünften Generation Anwendungen, die bislang wie Science-Fiction anmuteten.

Gründe dafür sind zum einen die neuartige Antennenarchitektur MIMO, die zielgerichtet Kapazitäten besser ausnutzt, zum anderen das Mobile Edge Computing MEC, das den Datenfluss beschleunigt.

2019 kauften bei einer Auktion für 5G-Frequenzen in Deutschland die vier Unternehmen Telekom, Vodafone, Telefónica und die 1&1 Drillisch Netz, eine Tochtergesellschaft von United Internet, 5G-Lizenzen. Insgesamt 6,54 Milliarden Euro mussten sie dafür auf den Tisch legen. Schon im Sommer 2019 schalteten Vodafone und Telekom erste 5G-Stationen frei. Telefónica brachte im Oktober 2020 die ersten 5G-Stationen ans Netz.

Heute hat der kleinste Betreiber, 1&1 Drillisch, Frequenzen für den Aufbau eines eigenen 5G-Netzes bei Telefónica angemietet. Seit Oktober 2020 steht 1&1 5G im Telefónica-Netz in Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt zur Verfügung.

Telefónica hat bis Mitte Juni 1.500 5G-Antennen in Betrieb genommen, heute ist 5G nach Angaben des Unternehmens in 60 Städten verfügbar. Bis Ende 2021 will O2 über 30 Prozent der Bevölkerung mit 5G versorgen, bis 2025 ganz Deutschland.

Vodafone hat nach eigenen Angaben bereits 10.000 5G-Antennen an rund 3.200 Standorten aktiviert – in Metropolen, mittelgroßen Städten und auf dem Land. Mehr als 25 Millionen Menschen können zuhause im 5G-Netz von Vodafone surfen. Der Ausbau geht weiter: 2021 plant Vodafone die Inbetriebnahme von 9.000 weiteren 5G-Antennen an 3.000 Standorten und will mehr als 30 Millionen Menschen an 5G anbinden.

Die Telekom wiederum schreibt, sie betreibe zu Mitte Juni 2021 mehr als 1.800 Antennen. In rund 50 Städten ist 5G auf der 3,6 Gigahertz-Frequenz mit Spitzengeschwindigkeiten von über einem Gigabit pro Sekunde empfangbar.

Auch bei den Campusnetzen, den räumlich begrenzten Industrienetzwerken, hat sich viel getan: Bis Anfang Mai 2021 hat die Bundesnetzagentur Frequenzen für 120 Campusnetze zugeteilt.

5G mit seinen visionären Möglichkeiten stellt die Unternehmen allerdings nicht allein vor technische Herausforderungen, sondern auch vor politische: Einer der großen Ausrüster für 5G ist das chinesische Unternehmen Huawei. Weil viele Länder befürchten, dass das Unternehmen der chinesischen Regierung Zugriff auf ihre Daten ermöglichen könnte, soll der Netztechnik-Hersteller vom Betrieb ausgeschlossen werden. Das neue IT-Sicherheitsgesetz 2.0 in Deutschland sieht vor, dass Unternehmen neben der technischen Verlässlichkeit auch auf ihre politische Vertrauenswürdigkeit geprüft werden sollen. Sie können vom Netzbetrieb ausgeschlossen werden, wenn sicherheitspolitische Belange Deutschlands dem entgegenstehen. 

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