Grippeschutzimpfung für alle

An der Grippe sterben jährlich Zehntausende Menschen. Neue Impfstrategien können helfen, das Gesundheitssystem zu entlasten – gerade in Zeiten der Pandemie.
Influenzafälle pro Altersgruppe sowie Fälle mit Behandlung im Krankenhaus – Rund 25 Prozent aller Infektionen betreffen Kinder (0-14 Jahre)
Influenzafälle pro Altersgruppe sowie Fälle mit Behandlung im Krankenhaus – Rund 25 Prozent aller Infektionen betreffen Kinder (0-14 Jahre)
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Es war im August 2020, Deutschland erholte sich gerade vom ers-ten Lockdown, als Gesundheitsminister Jens Spahn im Deutschen Ärzteblatt warnte: „Gleichzeitig eine größere Grippewelle und die Pandemie kann das Gesundheitssystem nur schwer verkraften.“1 In der Tat: Die jährlichen Grippewellen stellen Krankenhäuser und Intensivstationen vor große Herausforderungen. Allein in der Saison 2017/2018 erkrankten laut Robert Koch-Institut (RKI) mehr als 330.000 Menschen an Grippe, über 25.000 starben.2

 

Maßnahmen zur Eindämmung der Grippe sind also nicht nur in Zeiten von COVID-19 geboten. Sie heißen vor allem: Impfen. Doch im impfskeptischen Deutschland liegt die Impfquote bei den über 60-Jährigen laut RKI bei 35 Prozent und unterschreitet damit die entsprechende WHO-Empfehlung von 75 Prozent deutlich. Eine weitere Zielgruppe gerät zudem oft aus dem Blick: Kinder. Nicht wenige Experten fordern, dass auch sie geimpft werden. Bislang allerdings wird eine Grippeschutzimpfung durch die Ständige Impfkommission (STIKO) für Personen ab sechs Monaten nur empfohlen, wenn eine erhöhte gesundheitliche Gefährdung infolge eines Grundleidens vorliegt.

 

Grippeschutzimpfung auch für Kinder

 

Prof. Dr. Wolfgang Greiner, Leiter des Lehrstuhls für Gesundheitswissenschaften mit Schwerpunkt Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement der Universität Bielefeld, hat sich in einer aktuellen Studie3 eingehend mit dieser Frage beschäftigt. Durch die verringerte Mobilität in der Pandemie etwa sei die Anzahl der gemeldeten Grippefälle zwar stark gefallen, es stelle sich aber die Frage, welchen zusätzlichen Schutz eine ausgeweitete Influenzaimpfung in der derzeitigen Situation biete. Und bei diesen Überlegungen spielten Kinder eine entscheidende Rolle: „Nicht nur die Infektionsraten sind bei Kindern wesentlich höher als im Bevölkerungsdurchschnitt. Auch die durchschnittliche Anzahl von Kontakten und Kontaktpersonen, bei denen es zu einer Übertragung kommen kann, sind bei den Kleinsten bedeutend höher“, erläutert Greiner.

 

»Wir konnten zeigen, dass schon Impfquoten von bis zu 40 Prozent bei Kindern und Jugendlichen im Alter von zwei bis 17 Jahren bis zu knapp drei Millionen Influenzainfektionen in der Bevölkerung verhindern würden.«

Prof. Dr. Wolfgang Greiner

 

Greiner befürwortet, eine generelle Impfempfehlung für alle Personen ab zwei Jahren einzuführen. „Wir konnten zeigen, dass schon Impfquoten von bis zu 40 Prozent bei Kindern und Jugendlichen im Alter von zwei bis 17 Jahren bis zu knapp drei Millionen Influenzainfektionen in der Bevölkerung verhindern würden.“ Zugleich sei das die effizienteste Strategie, um die Kosten für die Behandlung von Grippepatienten zu vermindern.

 

Lieber spät impfen als gar nicht

 

Bleibt die Frage: Was ist der richtige Zeitpunkt für eine Grippeschutzimpfung? Bis der Körper nach der Impfung einen Schutz gegen die Grippe entwickelt, vergehen 10 bis 14 Tage. Es ist selten, dass die jährliche Grippesaison vor Mitte November beginnt. Daher beginnen die meisten Länder im Frühherbst mit der Immunisierung. Doch die Saison läuft in Deutschland in der Regel bis Mai des Folgejahres. Deshalb rät Greiner: „Vereinfacht gesagt, ist der beste Zeitpunkt für eine Grippeschutzimpfung derjenige Zeitpunkt, an dem man sich impfen lassen kann. Also besser etwas später als gar nicht. So kann auch im Februar eine Grippeschutzimpfung noch sinnvoll sein.“

 

Luft nach oben bei Impfquote

 

Auch Dr. Maximilian von Wülfing, Geschäftsführer der Mylan Germany GmbH (A Viatris Company) in Bad Homburg v. d. Höhe, treibt das Thema Grippeschutzimpfung um: „Impfmüdigkeit ist ein ernstes Problem. Als Gründe für ein Nichtimpfen werden oft die fehlende Notwendigkeit, sowie die Angst vor Nebenwirkungen genannt.“ Aber eine echte Grippe sei eben weit mehr als eine Erkältung. Auch jüngere Menschen können durch eine Influenza wochenlang außer Gefecht gesetzt werden, müssen unter Umständen ins Krankenhaus und können lebensbedrohlich erkranken. Immerhin entfielen über 24 Prozent aller Infizierten auf die unter 15-Jährigen.4  Und damit sei Aufklärung hier maßgeblich: „Neben dem individuellen Schutz des Einzelnen übernimmt, wer sich impfen lässt, auch eine gesellschaftliche Verantwortung.“ Doch der moralische Appell allein helfe nicht. Von Wülfing fordert, die Vorteile und die Notwendigkeit für jede einzelne Gruppe in den Vordergrund zu stellen. Und
da ist noch Luft nach oben: So lag die Grippeschutzimpfquote laut einer aktuellen Studie in der Saison 2018/19 selbst beim Krankenhauspersonal nur bei rund 52 Prozent.5

 

»Neben dem individuellen Schutz des Einzelnen übernimmt, wer sich impfen lässt, auch eine gesellschaftliche Verantwortung.«

Dr. Maximilian von Wülfing

 

Von Wülfing sähe es gerne, wenn die STIKO ihre Empfehlungen für die Grippeschutzimpfung anpasst und auf Kinder und Jugendliche ausweite. Immerhin: Viele Kassen übernehmen bereits heute die Kosten der Grippeschutzimpfung für alle Versicherten. Auch staatliches Agieren kann in seinen Augen das Bewusstsein für das Thema schärfen. In der Impfsaison 2020/2021 kauften die Bundesregierung und der Freistaat Bayern Impfdosen, um sie dem Markt als Notfallreserve zur Verfügung zu stellen. „Durch den Ankauf wurde der Bevölkerung zusätzlich klar gemacht, wie wichtig dieses Thema ist – die staatliche Beschaffung in diesem Bereich war ja bisher nicht üblich.“ Dass die Bundesregierung auch für die kommende Saison plane, Impfdosen zu kaufen, erleichtere den herstellenden Unternehmen zudem die Kapazitätsplanung.

 

Keine Einschränkungen bei Alter

 

Lieber breit statt tief impfen. Dieses Vorgehen wünscht sich von Wülfing. Statt sich auf eine kleine Gruppe zu konzentrieren, sollten alle Menschen – unabhängig von Alter oder Gesundheitszustand – Zugang zur Impfung haben. Dazu brauche es aber nicht nur genug Impfstoff: „Die aktuelle Diskussion zur COVID-19-Impfung zeigt, dass die Impfkapazitäten genauso wichtig sind wie die Verfügbarkeit des Impfstoffes.“ Das umfasse auch, Apotheken verstärkt als Impforte mit einzubinden.

 

Die Unternehmen der Viatris-Gruppe blicken auf mehr als 70 Jahre Erfahrung in der Grippeschutzimpfung zurück. Mehr als vier von zehn der gegen Influenza geimpften Deutschen werden mit Grippeschutzimpfstoff von Viatris versorgt. Das entspricht mehr als 10 Millionen Einzeldosen. Die Dynamik am Markt ist hoch, die Konkurrenz schläft nicht – doch das sieht von Wülfing positiv: „Die Konzentration auf einen oder wenige Anbieter war auch schon in der Vergangenheit im Sinne einer hohen Durchimpfungsrate nicht zielführend.“ Wichtig sei, dass es bewährte Impfstoffe in ausreichender Menge gebe: „Damit jeder, der sich gegen Grippe impfen lassen will, das auch tun kann.“

 

Viatris stellt sich vor

Das US-amerikanische Gesundheitsunternehmen Viatris wurde 2020 durch den Zusammenschluss von Mylan und Upjohn, einer Pfizer-Sparte, gegründet. Weltweit ist Viatris in mehr als 165 Ländern und Territorien vertreten. Rund 50 Produktionsstätten auf der ganzen Welt sorgen für eine optimale Versorgung mit qualitativ hochwertigen Arzneimitteln. Zur Viatris-Gruppe in Deutschland gehören u.a. die Mylan Germany GmbH, die Mylan Healthcare GmbH sowie die MEDA Pharma GmbH & Co. KG am Standort in Bad Homburg v. d. Höhe (Deutschlandzentrale), die Pfizer OFG Germany GmbH und die Madaus GmbH (Produktionsstätte). Wir verfügen über ein breites Portfolio von mehr als 400 Markenprodukten darunter Biosimilars, Impfstoffe, Antithrombotika, Generika und apothekenpflichtige Arzneimittel.

 

1) KNA-Katholische Nachrichten-Agentur/aerzteblatt.de. Kinderärzte empfehlen Grippeschutzimpfung für Kinder. www.aerzteblatt.de/nachrichten/116076/Kinderaerzte-empfehlen-Grippeschu…. Berlin. 31.08.2020 [letzter Zugriff am 04.03.2021]. (2) Robert Koch-Institut. Bericht zur Epidemiologie der Influenza in Deutschland, Saison 2017/18. Berlin. 2018. (3) Schmolz S, Weidemann F, Damm O, Ultsch B, Greiner W, Wichmann O. Cost-Effectiveness of Routine Childhood Vaccination against Seasonal Influenza in Germany. Value Health. 2021; 24(1):32-40. (4) Robert Koch-Institut. Bericht zur Epidemiologie der Influenza in Deutschland, Saison 2018/19. Berlin. 2019. (5) Bödeker B, et al. OKaPII (Onlinebefragung von Krankenhaus-Personal zur Influenza-Impfung): Influenza-Impfquoten-Monitoring im Krankenhaus. Epidemisches Bulletin. Berlin. 2019; 44:467-469.

 

www.uni-bielefeld.de/gesundhw/ag5
www.viatris.com/de-de

 

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