Wende beim Wohnen

Der Gebäudebereich steht in Deutschland für ein Drittel der CO2-Emissionen. Technische Modernisierung und Digitalisierung können helfen, hohe Energieverbräuche zu verringern.
Illustration: Daniel Balzer
Illustration: Daniel Balzer
Axel Novak Redaktion

Gebäude spielen eine zentrale Rolle im Kampf gegen den Klimawandel: Mehr als ein Drittel ihres Endenergieverbrauchs benötigen die Deutschen allein für das Wohnen – und stoßen dabei etwa 30 Prozent der CO²-Emissionen in diesem Land aus. Aus dem Grund hat die Bundesregierung in ihrem Klimapaket beschlossen, die Treibhausgasemissionen im Gebäudesektor von 118 Millionen Tonnen 2018 auf 67 Millionen Tonnen im Jahr 2030 zu verringern. Um mehr als 43 Prozent sollen die Emissionen sinken, damit Deutschland die vereinbarten Klimaziele erreicht. Ein ambitioniertes Vorhaben. Aber ist es auch machbar?

Allen Energiespar- und Klimaschutz-Beteuerungen zum Trotz ist der Energieverbrauch in Gebäuden zwischen 2010 und 2017 konstant geblieben, wie der Gebäudereport 2019 der Deutschen Energie-Agentur (Dena) zeigte. Klimaneutralität also ist gerade in diesem Bereich besonders steinig. Denn, so nachhaltig auch Neubauten errichtet werden, vor allem der Bestand braucht viel Energie – und das meist durch veraltete Technik. In Berlin beispielsweise werden 45 Prozent der Wohnungen heute noch mit Erdgas beheizt, jede fünfte Wohnung mit Öl. Auf erneuerbare Energiequellen greifen gerade einmal drei Prozent zurück.

„Die Klimawende im Gebäude wird im Keller gewonnen“, sagte Matthias Hartmann, CEO des Energiedienstleisters Techem, kürzlich in einem Interview. „Die Heizungsanlagen in Mehrfamilienhäusern sind zu 80 Prozent überdimensioniert, 80 Prozent sind zu hoch eingestellt und viele laufen Sommer wie Winter durch.“

Heute könnten moderne Heiz- und Dämmtechnik sowie vernetze Wärmequellen den CO²-Ausstoß von Gebäuden von 47 Kilogramm je Quadratmeter auf fast ein Zehntel dieser Menge senken. Voraussetzung für diesen gewaltigen Sprung zum sehr niedrigen Effizienzhaus ist aber nicht nur moderne Technik, sondern vor allem die digitale Vernetzung von Heizung oder Kühlung mit erneuerbaren Energiequellen und intelligenten Speichermedien.

Doch die Sanierung hat einen Haken: Sie kostet viel Geld. Allein um den Berliner Bestand energetisch auf den neuesten Stand zu bringen, rechnen Fachleute mit Kosten von 80 bis 90 Milliarden Euro bis zum Jahr 2050. Und das sind nur die Wohngebäude. Auch Büros, Werkstätten, Supermärkte, Hotels, Sporthallen oder Schulen haben einen gewaltigen Nachholbedarf. Sie machen zwar nur etwa ein Siebtel des Gesamtbestands aus, sorgen aber für mehr als ein Drittel des Endenergieverbrauchs im Sektor.

Deshalb könnten digitale Ansätze künftig eine wichtige Rolle spielen. „Mit der fortschreitenden Digitalisierung wird es immer mehr „smarte“ Ansätze für integrierte Energiewendemodelle geben“, sagt Andreas Kuhlmann, Dena-Chef. „Quartiere und urbane Räume spielen dabei eine zentrale Rolle.“ Gebäudeautomation, Smart Home und Smart Building sowie ein intelligentes Energiedatenmanagement sollen dabei helfen. Integrierte und datengestützte Ansätze über die einzelnen Sektoren hinweg sollen die Energiewende möglich machen. Und zwar bald. 

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